Oestreich-Orgel hat 225. Geburtstag im Jahre 2020

Die Oestreich-Orgel in der Erlöserkirche am Markt
Die heutige Barock-Orgel stammt
von Johann Markus Oestreich aus
Oberbimbach bei Fulda und wurde
nach jahrelanger Bauzeit im
Jahre 1795 fertiggestellt.
1962 setzte sich der damalige Leiter
der Kirchenmusikabteilung der
Detmolder Musikhochschule Professor
Helmut Tramnitz fĂŒr die
Restaurierung und Erweiterung
durch die Orgelbaufirma Walcker
ein. Tramnitz erkannte den historischen
Wert des Instruments.
Er schreibt dazu:
„Die Orgeln der Oestreich-
Familie haben bei aller landschaftlichen
Gebundenheit (hessische,
thĂŒringische und mainfrĂ€nkische
Tradition) einen eigenen Klangtypus
entwickelt, der sich in der
Detmolder Orgel nahezu original
erhalten hat. Diesen historischen
Wert ĂŒberhöhen noch vier
Register, die Johann Markus Oestreich
aus der Àlteren VorgÀnger-
Orgel ĂŒbernahm. Der Oktavbass 8‘
stammt etwa aus der Zeit um 1550,
hat noch gotischspitze Oberlabien
und weist Spuren von Goldbemalung
auf, die darauf hindeuten,
dass er ehedem als Prinzipal sichtbar
im Prospekt gestanden hat.
Bourdun 16‘, Rohrflöte 8‘ und Gedackt
4‘ stammen vermutlich vom
Orgelumbau um 1651. Spezifische
Eigen-schaften haben die Register
Posaune 16‘ im Pedal sowie im
Hauptwerk Trompete 8‘ und Kornett
4fach („hochgebĂ€nkt“) nach
altfranzösischer Manier. Gemshorn
8‘, Viola di Gamba 8‘, Salicional
8‘ weisen, obschon im Orgelbau
des FrĂŒhbarock bekannt
und hochgeschÀtzt (auch bei J. S.
Bach!), auf den weichen Übergangstil
vom SpÀtbarock zur beginnenden
Romantik hin.
Auch der „Prospekt“ der Orgel
(die Ă€ußere Schauseite) ist typisch
fĂŒr Johann Markus Oestreich.
Haupt- und Oberwerk (= Positiv
in den fĂŒnf Mittelfeldern) werden
in 15 Pfeifenfeldern nebeneinander
aufgeteilt: Eine architektonische
Gestaltung, die besonders
dem niedrigen Gewölbebogen der
Detmolder Erlöserkirche zugutekommt“.
Im Jahre 1940 wurde das RĂŒckpositiv
angebaut. Die damals verwendete
Renaissance-Disposition
wurde bei der Restaurierung
1962 dahingehend verÀndert, dass
nun ein ErgÀnzungswerk zur Oestreich-
Orgel entstand.

Die Disposition der Orgel stammt
von Johann-Gottfried Vierling
(1750 – 1813), der ein SchĂŒler Johann
Philipp Kirnbergers (SchĂŒler
von J. S. Bach) in Berlin war und
somit ein Bach-Enkel-SchĂŒler.
Vierling wirkte in Schmalkalden
(ThĂŒringen) als Lehrer und Kantor.